Nachdem General Joseph Johnston in der Schlacht am Chickahominy schwer verwundet wurde, übernahm zunächst Generalmajor Gustavus W. Smith das Kommando, der dann aber schon kurze Zeit später von Präsident Jefferson Davis durch General Robert E. Lee ersetzt wurde. Da Lee - der das Kommando am 1. Juni 1862 übernahm - aber bisher noch keine besonderen militärischen Erfolge nachweisen konnte, war die Meinung der Konföderierten über seine Person nicht besonders gut. Auch seine Kriegsgegner waren der Meinung, dass er kein General für den Kampf sei. Man nannte ihn "Spatenkönig", da er schon einmal den Bau von Verteidigungsanlagen an der Küste überwacht hatte, wobei hier auch Schützengräben mit dem Spaten ausgehoben wurden. Die Schlacht am Chickahominy - genauer gesagt in Seven Pines - hatte für beide Seiten strategisch nichts eingebracht. Johnston hatte bei seinen Angriff keinen Erfolg und wurde durch einen Granatsplitter und einer Kugel in der Schulter schwer verwundet. General McClellan konnte den Belagerungsring der Union um Richmond (Virginia) halten. General Lee machte mit seiner ersten Amtshandlung seinen Ruf als "Spatenkönig" alle Ehre: Er ließ Schützengräben ausheben und die Befestigung um Richmond verstärken. Entgegen allen Erwartungen hatte er aber diesmal nicht die Absicht, in der Defensive zu bleiben. Die Festungen dienten nur dazu, Richmond mit möglichst wenig Soldaten zu halten. Der Großteil seiner Soldaten sollte für die Vertreibung der Potomac-Armee bereitstehen.


General McClellan hatte diese Armee in fünf Korps unterteilt, die jeweils unter dem Kommando von den Generälen Erasmus D. Keyes, William B. Franklin, Edwin V. Sumner, Samuel P. Heintzelman und Fitz-John Porter standen. Alle hatten keine Erfahrung als Befehlshaber. Dennoch wäre es schon vor der Schlacht am Chickahominy unter normalen Umständen für die Unionstruppen kein Problem gewesen, die Konföderierten zu besiegen und Richmond einzunehmen. McClellan hatte aber keinen Mut für einen Angriff. Er glaube ständig - oder war es nur eine Ausrede? - der Gegner sei in der Überzahl, was aber nicht der Fall war. Statt anzugreifen wartete McClellan auf weitere 25000 Soldaten unter General McDowell, die Lincoln aber für die Verteidigung Washingtons zurückhielt. Das war für ihn die beste Gelegenheit, sich schon im Voraus für eine mögliche Niederlage zu entschuldigen, da nach seiner Behauptung für einen militärischen Erfolg McDowells Verstärkung unabkömmlich sei. Drei Wochen lang war General Lee damit beschäftigt, seine Befestigungen zu verstärken, während McClellan so gut wie gar nichts tat. Nur in der dritten Juniwoche verlegte er einige Einheiten auf die Südseite des Chickahominy. Dieser trennte seine Armee in zwei Teile, so dass am Nordufer nur das Korps von Fitz-John Porter verblieb, und das war nun ziemlich ungeschützt. Halb so schlimm, solange der Gegner davon nichts erfährt.


 General Lee besaß aber einen ausgezeichneten Kundschafter, den Kavallerist "Jeb" Stuart. Zwischen dem 12. und dem 16. Juni umrundete er mit 1200 Reitern vollständig McClellans Armee und entdeckte dabei Porters isolierte und ungeschützte Lage. Nachdem Lee von "Jeb" Stuart über die Situation informiert wurde, schmiedete dieser sofort einen Plan für einen Angriff. Wie McClellan, konnte auch Lee nur auf unerfahrene Befehlshaber zurückgreifen. Es waren A. P. Hill, James Longstreet, Daniel Harvey Hill, John Magruder und Benjamin Huger. Der einzige Kommandeur, der Erfahrung hatte, war General Thomas Jonathan Jackson. Dieser hatte im Shenandoah-Tal einen erfolgreichen und brillanten Feldzug hinter sich und sollte sich nun von hier aus Porters Armee nähern, um dessen nördliche Flanke zu übernehmen. Drei weitere Divisionen von Lees Richmond-Armee - ca. 60000 Mann - sollten dann den Chickahominy überqueren und Porters Front angreifen.


In dem Fall hätten aber südlich des Flusses unter dem Kommando von Magruder und Huger nur ca. 22000 konföderierte Soldaten 75000 Unions-Soldaten gegenübergestanden. Es wäre nun ein Leichtes gewesen, die Konföderierten zu schlagen und Richmond einzunehmen. Aber Lee kannte McClellans Zurückhaltung, und daher wagte er es, den Plan auszuführen. Da Lee von Jackson erfahren hatte, dass er mit seiner Truppe am 25. Juni eintreffen werde, sollte der Angriff am 26. Juni erfolgen. Aber schon am 25. Juni kam es wieder in der Nähe von Seven Pines zu ersten schweren Gefechten. Auch McClellan hatte vor, den Feind am 26. Juni anzugreifen. Als er aber hörte, dass Jackson mit seinen Truppen in Anmarsch war, zog er seinen Plan zurück. Wieder versuchte er die Verantwortung für eine mögliche Niederlage von sich zu weisen, indem er nach Washington telegraphierte und hierbei die Stärke des Feindes mit 200000 Mann angab, was total übertrieben war. "Ich werde mit einer Übermacht zu tun haben, die uns vernichten wird, wofür ich dann aber nicht Verantwortlich gemacht werden kann", waren sinngemäß seine Worte.


Am 26. Juni erfolgte dann der Angriff der konföderierten Truppen, wobei Jackson am frühen Morgen Porters nördliche Flanke angreifen sollte. Sobald A. P. Hill Kampflärm vernehmen würde, sollte er den Chickahominy überqueren und den Feind, der hinter Beaver Dam Creek bei Mechanicsville Stellung bezogen hatte, zurückdrängen. Anschließend sollten zwei weitere Divisionen unter D. H. Hill und Longstreet nachrücken und A. P. Hill unterstützen. Aber von Jackson war nichts zu hören. A. P. Hill und auch Lee warteten vergeblich auf Kampflärm. Schließlich entschied sich Hill eigenmächtig für einen Angriff. Er überquerte den Chickahominy und erreicht dann das Dorf Mechanicsville. Hier hatte er noch ein leichtes Spiel, da sich die Unionssoldaten nach einem leichten Gefecht sofort ergaben.


Etwas weiter - am Beaver Dam Creek - wurden seine Soldaten dann aber von den Yankees mit Gewehr- und Artilleriefeuer empfangen. Am Ende waren an diesem Tag ca. 1400 konföderierte Soldaten gefallen oder verwundet. Die Union hatte "nur" 360 Opfer zu beklagen. Lees erste Schlacht war damit verloren. Während der ganzen Zeit waren Jacksons drei Divisionen nur wenige Kilometer vom Geschehen entfernt. Dennoch kamen sie nicht zur Hilfe. Es gibt keine logische Erklärung für Jacksons Verhalten, außer, dass seine Armee und auch er selber für einen weiteren Kampf einfach zu Müde und erschöpft waren. Die Strapazen des Feldzuges im Shenandoah-Tal waren wohl zu groß. Seine Entschuldigungen - vom Feind gefällte Bäume oder verbrannte Brücken, Angriffe der Unionskavallerie etc. - waren nicht befriedigend. Derartige Schwierigkeiten hatte er während seines Feldzuges locker gemeistert.


Dennoch hatte General McClellan immer noch nicht den Mut, in die Offensive zu gehen. Im Gegenteil, aus Angst vor Jacksons Truppen befahl er Porter sich vom Beaver Dam Creek zurückzuziehen, um seine Division hinter das Die Sieben-Tage-Schlacht: Markante Orte in Virginia6,5 Kilometer entfernte Boatswain´s Swamp bei Gaines´ Mill in Stellung zu bringen. Außerdem gab er seine Versorgungsbasis am York auf und verlegte sie nun an den James River, da er annahm, dass die Konföderierten die Eisenbahnnachschublinie nördlich des Chickahominy bedrohen würden. Damit verzichtete er auf seinen Plan, Richmond zu belagern und durch Artilleriefeuer zu bombardieren, da die schweren Geschütze nur mit der Bahn transportiert werden konnten und die gab es zwischen dem James River und Richmond nicht. Trotz der Niederlage in der Schlacht bei Mechanicsville am Beaver Dam Creek hatten die Konföderierten durch McClellans Maßnahmen einen strategischen Sieg errungen. Die Verwirklichung des Kriegsziels, die Belagerung Richmonds zu beenden, war ein großes Stück näher gerückt. Ermutigt durch diesen Umstand, plante General Lee am 27. Juni einen erneuten Angriff auf Porters Division. Hierbei sollte A. P. Hill die Mitte von Porters Linie angreifen, während Longstreet einen Scheinangriff auf dessen linke Flanke führen sollte. Auf diese Weise sollten die Unionstruppen von Jacksons Angriff auf die rechte Flanke abgelenkt werden. Erst wenn Porters Truppen sich Jackson entgegenstellen würden, sollte der Scheinangriff in einen echten Angriff verwandelt werden. Der Plan war gut, aber zu kompliziert für die unerfahrenen Generäle. Außerdem hing er zu sehr von Jacksons Pünktlichkeit ab, und die ließ in den letzten Tagen zu wünschen übrig. So kam es, dass Jackson wieder nicht rechtzeitig am vereinbarten Ort erschien. Wie am Vortag, hatte A. P. Hills Division im Kampf nur wenig Unterstützung. Porter hatte seinen Soldaten bei New Gold Harbor hinter einem Flussufer in eine günstige Position gebracht. Außerdem standen ihm neue Brigaden zur Verfügung, die beim Kampf in Mechanicsville fliehen konnten. Hills Soldaten waren hingegen erschöpft und mussten sich Porter über offenes und sumpfiges Gelände nähern.


Viele konföderierte Soldaten fanden bei diesem Vorstoß den Tod. Erst später konnte Jackson und Longstreet in das Gefecht eingreifen, und so Hill für kurze Zeit entlasten. Dennoch konnte Porter bis zum Abend nicht bezwungen werden. General Lee änderte darauf seinen ursprünglichen Plan, indem er sich für einen Angriff entlang der ganzen gegnerischen Linie entschied. Brigadegeneral John B. Hood, dem die Texas-Brigade unterstellt war, sollte den Angriff ausführen. Tatsächlich gelang es ihm, die Mitte der Linie zu durchbrechen, was zur Folge hatte, dass daraufhin die gesamte Linie auseinanderbrach. Dennoch wurde die gesamte Truppe nicht aufgelöst. So gelang es Porter, seine Soldaten im Schutze der Dunkelheit und mit Unterstützung frischer Unionsbrigaden auf die andere Seite des Chickahominy zu bringen. 9000 konföderierte Soldaten mussten für diesen Sieg ihr Leben lassen oder waren verwundet. Auf der Unionsseite gab es 4000 Tote oder Verwundete und 2800 Gefangene.


Die 70000 Soldaten auf der anderen Seite des Chickahominy waren während der ganzen Zeit untätig. Sie konzentrierten sich weiterhin auf Richmond, in dem General Magruder alle Hebel in Bewegung setzte, seine 22000 Mann umfassende Truppe größer erscheinen zu lassen, als sie in Wirklichkeit war. So ließ er seine Truppen auf- und abmarschieren, nicht vorhandene Regimenter Befehle zubrüllen und Artilleriesalven abfeuern.


McClellan fiel darauf rein und war davon überzeugt, weit überlegene Kräfte vor sich zu haben. Er sah sich als geschlagener Mann. An den Kriegsminister Edwin Stanton telegraphierte er: "Weil meine Truppen zu klein waren, habe ich diese Schlacht verloren". "Ich trage dafür keine Verantwortung". "Wenn ich diese Armee noch rette, dann sage ich Ihnen ganz offen, dass ich weder Ihnen noch sonst einem Menschen in Washington dafür danke. Sie haben Ihr Bestes getan, um diese Armee zu opfern". In Wirklichkeit standen ihm dreimal mehr Soldaten zur Verfügung, als sie der Feind besaß.


Während des gesamten Folgetages zog sich McClellans Armee zum James River zurück. Auch die Stellungen vor Richmond hatte er aufgegeben und Lee schmiedete einen neuen Plan, um McClellans Weg abzuschneiden, bevor er den James River erreichen würde. Dazu sollten alle neun Divisionen gegen die Unionstruppen auf verschiedenen Wegen vorrücken, um diese dann schließlich gemeinsam anzugreifen. Aber wieder war der Plan zu kompliziert. Schlechte Landkarten, geringe Ortskenntnisse, schlechte Koordination, aufgeweichte Straßen, erschöpfte Soldaten und wieder Jacksons Unpünktlichkeit machten einen erfolgreichen Angriff unmöglich. So erreichte kaum eine Division zum angegebenen Zeitpunkt das Ziel. Letztendlich musste General Magruder allein das Feuer gegen drei Unions-Divisionen eröffnen, die unter dem Kommando von Charles Sumner und William B. Franklin standen. Der Angriff wurde jedoch ohne große Probleme abgewehrt, so dass die Yankees ihren Rückzug zum James River fortsetzten konnten.


Am 30. Juni wagte General Lee erneut einen Angriff beim Dorf Glendale. Diesmal konzentrierte er sieben Divisionen, die zusammen gegen vier Divisionen der Union antreten sollten. Ein gemeinsamer Vorstoß der Konföderierten gegen den Feind wäre für den Erfolg des Planes wichtig gewesen. Aber wieder gelang es nicht allen Divisionen, rechtzeitig zu erscheinen. Nur Longstreet und A. P. Hill trafen gemeinsam ein. In einer brutalen Schlacht gelang es ihnen, die Yankees zurückzudrängen und 1000 Gefangene zu machten. Dafür mussten sie aber erhebliche Verluste hinnehmen (3500 Soldaten). Lees Ziel, McClellans Armee zu schlagen war aber immer noch nicht erreicht, denn die vier Divisionen dienten nur als Nachtrupp, um den Rückzug ungehindert fortsetzten zu können. Lee war wütend und gereizt. Am Morgen des 1. Juli schrie er einen Brigadegeneral an: "Wenn der Feind entkommt, lieget es daran, dass meine Befehle nicht ausgeführt werden". Das die Befehle so gut wie nicht ausführbar waren, daran dachte Lee nicht.


Mittlerweile hatten die Yankees eine neue Stellung auf dem Malvern Hill bezogen, der ca. 5 km südlich von Glendale lag. Es war eine uneinnehmbare Stellung, da der Hügel ca. 150 Fuß hoch war und sich an beiden Seiten tiefe Schluchten befanden. So war es nur möglich, den Gegner von vorne anzugreifen. Acht Divisionen und 250 Geschütze wurden aufgefahren, um den Hügel zu verteidigen. Dennoch riskierte Lee an diesem Tag wieder einen Angriff und auch der sonst so zurückhaltende Longstreet war diesmal bereit, das Risiko einzugehen. Dieser hatte nämlich eine für ihn günstige Position entdeckt, von wo aus er die gegnerische Artillerie unter Beschuss nehmen, und so die Verteidigungslinie für einen Frontalangriff schwächen konnte. Brigadegeneral Lewis Armistead sollte diesen Frontalangriff durchführen. Und wieder war das richtige Timing eine wichtige Vorraussetzung für einen Erfolg.


Und wieder verlief der Angriff unkoordiniert und wieder kamen wichtige Befehle nicht durch. Das hatte zur Folge, dass nur wenige Kanoniere der Konföderierten das Feuer auf die gegnerische Artillerie eröffneten, die daraufhin ihrerseits das Feuer erwiderte und so den Feind ausschalten konnte. Zu Armisteads Angriff kam es daher erst gar nicht, er musste nur die Attacke einiger Scharfschützen abwehren, was ihm auch gelang. Da die andere konföderierten Brigaden von dem misslungenen Artilleriebeschuss nichts wussten, gingen sie nun zum Angriff über. Statt aber gemeinsam in einem Sturmangriff anzugreifen, rückte jede einzelne Brigade nach und nach vor. So wurde erst Magruders Einheit niederschossen, dann rückte D. H. Hill vor, ebenfalls ohne Erfolg, dann Huger und schließlich gab Lee selber einigen Einheiten den Befehl zum Vorstoß, alles ohne Erfolg. 5500 konföderierte Soldaten wurden getötet oder verwundet. Am schlimmsten hatte es Hill getroffen. "Das war nicht Krieg, das war Mord", sagte er später. Lee versuchte danach nicht mehr, McCellans Armee zu vernichten. Dieser konnte nun seinen Rückzug zum James River - genauer gesagt nach Harrison´s Landing - erfolgreich beenden. Ein Viertel von Lees Armee - ca. 20000 Soldaten - wurde geschlagen.


Auf Unionsseite wurden 10000 Mann getötet oder verwundet. Nur einen Sieg konnten die Konföderierten in dieser Sieben-Tage-Schlacht für sich verbuchen und damit war Lee überhaupt nicht zufrieden. Und dennoch, wenn man bedenkt, dass McClellan - der Sieger über alle anderen Schlachten - ursprünglich in Richmond einmarschieren wollte, sich letztendlich aber bis nach Harrison´s Landing zurückgezogen hatte, kann man nicht gerade von einer rumreichen Tat sprechen. Das strategische Ziel der Konföderierten, die Belagerung von Richmond zu beenden, war erreicht.




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Lewis und Clark Seite 4 Aufbruch in den Westen