Sonnentanz

Jedes Jahr im Juni oder Juli veranstalteten die Plains- und Prärieindianer, die sich zur alljährlichen Büffeljagd trafen, den zeremoniellen Sonnentanz, bei dem meist junge Krieger unvorstellbare Qualen durchstehen mussten. Die Feierlichkeiten fanden in einer Laubhütte statt, die nach Osten hin offen war und in deren Mitte ein Baumstamm, dem so genannten “Sonnenpfahl", aufgestellt wurde. Nach einem Schwitzbad, das zur Reinigung der Tänzer diente, war es ihnen erlaubt, die Hütte zu betreten. Hier wurden ihnen mit einem Messer unter großen Schmerzen Schlaufen in Brust oder Rücken geschnitten. Durch diese Schlaufen stieß man dann fingerdicke Holzpflöcke, an denen wiederum Lederriemen befestigt wurden, die am "Sonnenpfahl" hingen.


Unter dem Klang der dröhnenden Trommel bewegten sich die Tänzer nun im Kreis, wobei sie in kleinen Schritten vor- und rückwärts sprangen. Vier Tage und vier Nächte dauerte die Zeremonie. In dieser Zeit nahmen sie weder Wasser noch Nahrung zu sich. Während des Tanzes lehnten sich die Teilnehmer teilweise so weit zurück, dass ihnen die Holzpflöcke aus der Brust gerissen wurden und sie zu Boden vielen. Durst, Hunger und Erschöpfung bewirkten dann eine Ohnmacht und die jungen Krieger glaubten im Laufe einer Vision Kontakt mit den übernatürlichen Mächten gehabt zu haben. Der Sonnentanz diente hauptsächlich der Fruchtbarkeit und der Welterneuerung. Die Motive, die die Teilnehmer dazu veranlassten, an dieser Tortur teilzunehmen, waren unterschiedlich. Oft wurde durch diesen Tanz ein Gelübde erfüllt, das während einer Hungersnot, Krankheit oder in Lebensgefahr abgegeben wurden.


Für einige Krieger war es eine Art Rache für getötete Verwandten, und für andere Teilnehmer war es eine Wiedergutmachung für eine Missetat, die sie in der Vergangenheit begangen haben.


Im Jahre 1910 wurde der Sonnentanz vom "Bureau of Indian Affairs" verboten, da die US-Regierung diese Torturen für zu unmenschlich hielt. Auch die Missionare empfanden diese Zeremonie als einen heidnischen Akt, der in ihren Augen die barbarische Mentalität der Indianer widerspiegelte. Erst 24 Jahre später, im Jahre 1934, wurde der Brauch von der US-Regierung wieder zugelassen, diesmal allerdings ohne die Selbstfolterung.

Die Religion der Indianer

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Lewis und Clark Seite 4 Aufbruch in den Westen