George Brinton McClellan ("Little Mac") (Union) wurde am 03.12.1826 in Philadelphia geboren. Er war Sohn einer wohlhabenden Familie und konnte so in den besten Privatschulen erzogen werden. Der Einfluss der Familie ermöglichte es ihm auch, zwei Jahre früher als normal die Militärakademie in West Point zu besuchen, die er dann im Jahre 1846 bereits mit 19 als Zweitbester abschloss. Als der Mexiko-Feldzug begann, trat er in die Armee ein. Hier sammelte er unter seinem Kommandeur Winfield Scott seine ersten Kampferfahrungen. Für seine Erfolge in diesem Krieg wurde er zweimal ausgezeichnet. Später ging er nach West Point zurück und übernahm hier eine Tätigkeit als Ausbilder. 1855 wurde er nach Europa geschickt, um dort als amerikanischer Beobachter die Armeen zu studieren. Sein Hauptinteresse galt der Ausstattung und Ausrüstung der Kavallerie. Die Kenntnisse die er dabei gewann, nutzte er für die Entwicklung eines Kavalleriesattels, der später zur Standardausrüstung der Armee gehörte. Über die Belagerung von Sewastopol, die während des Krimkrieges stattfand, legte er einen ausführlichen Bericht vor.


Im Jahre 1857 verließ McClellan die Armee und wurde zunächst Chefingenieur bei der Illinois Central Eisenbahngesellschaft. Später übernahm er als zweiter Präsident die Geschäftsführung der Ohio & Mississippi Railroad. Obwohl er als Geschäftsmann großen Erfolg hatte, trat er bei Ausbruch des Bürgerkrieges wieder in den Militärdienst ein, wo er vom Gouverneur von Ohio zum Generalmajor ernannt wurde. In dieser Eigenschaft übernahm er das Kommando einer kleinen Armee, mit der er in West-Virginia einmarschieren sollte.


Zunächst schickte er am 26. Mai 1861 eine Vorhut los, die nach mehreren kleineren Gefechten die zahlenmäßig unterlegenen Konföderierten vertrieben. Erst ca. einen Monat später - am 21. Juni - betrat er persönlich den Ort des Geschehens, und hier kam zum ersten Mal seine Arroganz und sein erhöhtes Selbstwertgefühl zu Tage. "Es ist mir zu Ohren gekommen, dass ihr hier in Gefahr wart. Darum bin ich hergeeilt, um mich an eure Spitze zu stellen und die Gefahr mit euch zu teilen. Jetzt fürchte ich nur noch eines, dass ihr nicht die Feinde finden werdet, die eures Schwertes würdig sind". So sprach McClellan, obwohl bis dahin alle Kämpfe von seinen Untergebenen ausgetragen wurden.


In der Folgezeit kam es im Rahmen dieses Feldzuges zu einer weiteren Schlacht gegen eine 4500 Mann starken Armee der Konföderation, die unter dem Kommando eines gewissen General Robert S. Garnett stand. Dieser hatte die Aufgabe, die Pässe zu befestigen, über die die Hauptverkehrswege vom Shenandoahtal nach Wheeling und Parkersburg verliefen. General McClellan hatte nun den Plan gefasst, Garnett mit 12000 Mann einzukesseln. Dabei sollten 4000 Soldaten am Laurel Mountain einen Scheinangriff führen, während sich der Rest - bestehend aus drei Brigaden - am Rich Mountain für den Hauptangriff bereit machte.


Statt die gegnerischen Schützengräben aber nun in einem gesamten Frontangriff zu stürmen, ließ McClellan nur einen Flankenangriff mit einer Brigade ausführen, die unter dem Kommando von General Rosecrans stand. McClellan selber wollte dann mit den beiden anderen Brigaden "den Rest erledigen". Auf diese Weise hätte er den Ruhm für sich ernten können. Dazu kam es aber nicht: Rosecrans gelang es zwar, die linke Flanke des Gegners aufzurollen und ihn in die Flucht zu schlagen, die zweite Angriffswelle der anderen beiden Brigaden blieb aber aus. McClellan war davon überzeugt, Rosecrans sei geschlagen worden. Seine Annahme beruhte auf dem Schlachtenlärm, den er falsch deutete. Hier zeigte McClellan zum ersten Mal seine Angst vor dem Feind, eine Angst, die er stets dadurch zu verdecken versuchte, indem er ständig von einem übermächtigen Feind sprach. Dabei war der Feind nie übermächtig. McClellan verstand es nur nicht, die überlegenen Ressourcen des Nordens zu nutzen. Er erwies sich als schlechter General wenn es darum ging, eine Armee in den Kampf zu führen. Allerdings verstand er es, aus einer schwachen Armee eine kampfstarke Streitmacht zu formen.


Im Juli 1861 hatte McClellan die Gelegenheit, diese Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Nachdem General McDowell die Schlacht bei Manassas verloren hatte, unterschrieb Präsident Lincoln ein Gesetz, dass die Einberufung von insgesamt 1000000 Mann vorsah. McClellan hatte nun die Aufgabe, aus diesen Männern eine neue Armee zu schaffen. Lincolns Erwartungen wurden nicht enttäuscht.


In den folgenden zwei Monaten machte er aus neuen oder entmutigten Soldaten harte Kämpfer. Er versorgte sie mit den besten Rationen, bewaffnete sie mit den modernsten Waffen und kleidete sie mit den besten Uniformen. Bei den Offizieren trennte er den Spreu vom Weizen und seinen Soldaten lehrte er Disziplin und Gehorsam. Ein gesundes Selbstbewusstsein und die Dankbarkeit seiner Soldaten waren das Ergebnis seiner Bemühungen. Schließlich verfügte die Union über eine Armee, die am Ende des Krieges einen Großteil zum letztendlichen Sieg beitrug - es war die Potomac-Armee. Für diese Leistung wurde er von der Bevölkerung hoch geachtet. Er galt in den ersten Wochen nach seiner Ernennung als einer der größten und fähigsten Befehlshaber der Union. All das, was General McClellan in seinem Leben anpackte, war von Erfolg gekrönt. Misserfolge kannte er nicht und das sollte nach seiner Ansicht auch so bleiben. Und da er die Tugend der Bescheidenheit nicht kannte, steckte er sich ein neues Ziel: Den Oberbefehl der gesamten Streitkräfte. Dazu musste er aber kräftig an dem Stuhl eines Generals sägen, unter dem er bereits in Mexikokrieg gedient hatte - es war General Winfield Scott.


Scott war ein wahrer Kriegsheld. Seinen Ruhm erntete er jedoch in vergangenen Kriegen. In diesem Krieg wollte McClellan der Held sein und so tat er alles, um sein Ziel zu erreichen. Da Scott ein alter und gebrechlicher Mann war, viel es McClellan nicht schwer, als fleißiges und erfolgreiches Energiebündel dazustehen. Wichtige Entscheidungen besprach er direkt mit Präsiden Lincoln, ohne Scott davon zu informieren. Außerdem beschwerte er sich über den "alten General", er würde den Versuch, die Kampfkraft der Armee zu erhöhen vereiteln. Am Ende sprach er deutlich aus, dass Scott gehen müsse, wenn er selber nicht zurücktreten solle.


Nach einigem Zögern und dem Druck einiger Senatoren, willigte Lincoln ein, und billigte den Rücktritt Scotts "aus gesundheitlichen Gründen". Dennoch war der Präsident skeptisch. Auf die Frage, ob McClellan beide Posten erfolgreich übernehmen könne, antwortete dieser "Ich schaffe das alles". Eine Armee zu formen, das schaffte er tatsächlich. Diese Armee aber in der Praxis einzusetzen, dazu war er - wie obern schon erwähnt und sich zeigen sollte - nicht der richtige Mann.


Den ersten Kampfeinsatz unter McClellans Führung hatte die neue Armee am 21. Oktober 1861 bei Ball´s Bluff. Es hatte lange gedauert, bis McClellan sich zu einem Angriffsbefehl entschloss. Erst als sich der Druck der Politiker und der Bevölkerung auf ihn erhöhte, raffte er sich auf. Die Schlacht endete mit einer Niederlage der Union, da seine Soldaten zwar theoretisch und moralisch gut gerüstet waren, aber noch keine Erfahrungen hatten.


Im März 1862 verlagert General McClellan einen Großteil seiner Truppen nach Fort Monroe, um Richmond vom Osten her anzugreifen. Das war der Beginn des so genannten Halbinsel-Feldzug bei dem McClellan schließlich 100000 Soldaten zur Verfügung standen, die ihm aber nicht genug waren. Dreißig Kilometer weiter nördlich lag die Stadt Yorktown, in der sich nur ca. 13000 Konföderierte verschanzt hatten. Ein Angriff wäre garantiert erfolgreich gewesen, aber McClellan weigerte sich mit dem Argument, der Feind sei in der Überzahl, obwohl er die Truppenstärke einige Tage zuvor richtig eingeschätzt hatte. Also entschied er sich dafür, Yorktown zu belagern.


So verstrich ein ganzer Monat und sein direkter Gegenspieler General Joseph E. Johnston hatte die Gelegenheit, seine Truppen nach Yorktown zu verlagern. Präsident Lincoln war von Anfang an nicht besonders begeistert von McClellans Plan, dennoch stimmte er zu. Außerdem war er nicht mehr davon überzeugt, dass der General die Doppelbelastung durchhalten würde, und so degradierte er McClellan am 11. März 1862 vom Oberbefehlshaber der gesamten Streitkräfte zum Befehlshaber nur der Potomac-Armee.


Aber auch General Johnston bekam es nach zweiwöchiger Belagerung mit der Angst zu tun. Irgendwann würde der stärkere Feind doch angreifen, und so befahl er am 3. Mai 1862 den Rückzug bis zum Chickahominy River; sehr zum Missfallen von Präsident Davis. Der Fluss lag ca. 9,5 Kilometer von Richmond (Virginia) entfernt. Langsam raffte sich McClellan dazu auf, Johnstons Truppen zu verfolgen und die Hauptstadt zu belagern. Was folgte, war die Schlacht am Chickahominy in der Nähe des Dorfes Seven Pines, die vom 31. Mai bis zum 01. Juni stattfand. Johnston hatte hier gute Chancen, McClellan zu schlagen. Er nutzte sie aber nicht: Angriffe erfolgten unkoordiniert, Befehle wurden missverstanden und Truppen marschierten in die falsche Richtung. McClellan konnte somit den Belagerungsring halten, und zwar bis zum 01. Juli 1862.


An diesem Tag endete die Sieben-Tage-Schlacht. McClellans direkter Gegner war General Lee, der Johnstons Kommando übernahm, da dieser in der letzten Schlacht verwundet wurde. In der Sieben-Tage-Schlacht hätte nun McClellan immer wieder Chancen gehabt, den Feind zu schlagen. Da er diesen aber ständig überschätzte und die Meinung vertrat, seine eigene Truppenstärke sei zu gering, ergriff er nicht die nötige Initiative, so dass er sich schließlich wieder bis nach Harrison´s Landing am James River zurückziehen musste. Obwohl es General Lee damit gelungen war, den Belagerungsring zu zerschlagen, war er mit sich selber nicht zufrieden, da er McClellan Truppen nicht komplett vernichten konnte.


Bei der zweiten Schlacht von Manassas (29.08 - 30.08.1862) standen die Unions-Truppen unter dem Kommando von General Pope, der hier von McClellans Truppen unterstützt werden sollte. Dieser weigerte sich aber zu helfen, da er mit Lincolns Entscheidung, seine Armee mit Popes zu vereinen, nicht einverstanden war. Die Schlacht war am Ende für die Union verloren und das Kriegsgeschehen war nun 32 Kilometer vor Washington verlagert worden. General Popes Truppen hatten sich daraufhin am 2. September hinter die Verteidigungsanlagen der Hauptstadt verschanzt. Um die erschöpfte Armee wieder zu einer schlagkräftigen Streitmacht aufzubauen, die Washington verteidigen sollte, wurde McClellan vom Präsidenten als Kommandeur herangezogen. Zwar empfand er McClellans Verhalten bei der letzten Schlacht als unverzeihlich, und für die Aufgabe, eine Armee in eine Schlacht zu führen, war er nach Lincolns Ansicht auch nicht geeignet, aber eine geschlagene und demoralisierte Armee wieder aufzurüsten, dafür war McClellan der richtige Mann. Und wie erwartet, enttäuschte er Lincoln auch dieses mal nicht.


General Lee hatte nun den Plan gefasst, in Maryland einzumarschieren. Dreist wie er war, marschierte er dabei an Washington vorbei, um McClellan aus seiner Verteidigungsstellung zu locken. Lees Plan gelang. Am 6. September 1862 marschierten die konföderierten Truppen unter General Lee in Frederick City (Maryland) ein und McClellan folgte im. Jetzt war dieser wieder als Feldherr gefragt, der eine Armee in der Praxis einsetzten sollte. Was folgte, war die Schlacht bei Antietam (15.09. - 17.09.1862), und obwohl McClellan wieder nicht der Schnellste war, und er wieder glaubte einen stärkeren Gegner vor sich zu haben, gelang es ihm diesmal, General Lee aus Maryland zu vertreiben.


Das war aber auch schon alles. Während General Lee es nach der Sieben-Tage-Schlacht zumindest versucht hatte, den Feind komplett zu schlagen, empfand McClellans es nicht für nötig, die Konföderierten zu verfolgen. Er hatte seine Angst vor einen "übermächtigen" Gegner immer noch nicht abgelegt. General Halleck und Präsident Lincoln waren angewidert von der Unbeweglichkeit der Armee. Lincoln beschwor ihn, den Feind endlich zu verfolgen und loszuschlagen. McClellan rührte sich jedoch nicht. Erst am 26. Oktober 1862 befahl er seinen Truppen, den Potomac zu überqueren. Das ging jedoch so langsam vonstatten, dass General Lee Longstreets Korps zwischen Richmond und der Unions-Armee in Stellung zu bringen konnte. Damit war die Chance vertan, Lee zu McClellans Bedingungen kämpfen zu lassen und für McClellan war das gleichzeitig das Ende. Lincoln hatte nun genug von diesem unfähigen General. Am 7. November 1862 wurde McClellan daher durch General Ambrose Everett Burnside ersetzt.


Im Jahre 1864 trat McClellan gegen Präsident Lincoln als Präsidentschaftskandidat an, verlor dabei aber die Wahl. Nach dem Krieg schrieb er seine Memoiren ("McClellans Own Story") und wurde zweimal Gouverneur von New Jersey. George Brinton McClellan starb am 29. Oktober 1885 in Orange (New Jersey) im Alter von 59 Jahren.



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